Kontraste im schwarzen Farbenschlag bei Haustauben
Differences in the coloration of black
domestic pigeons in different breeds
Der schwarze Farbenschlag ist bei Haustaubenrassen weit verbreitet.
Um so erstaunlicher sind die Färbungsunterschiede bei einzelnen
Rassen. Von Zeit zu Zeit tauchen daher die folgenden Fragen auf:
Haben schwarze Tauben immer den Erbfaktor Spread und sind Tauben,
die den Spread-Faktor besitzen, immer schwarz?
Spread - Ausbreitung - steht dabei für den auf deutsch
"Farbausbreitungsfaktor" genannten dominanten Erbfaktor mit dem
Symbol S, der in der Regel für schwarze, braune und aschfahle
Farbenschläge der Haustauben verantwortlich ist.
Haben schwarze Tauben immer den Erbfaktor Spread?
Nicht alles, was an einer Taube schwarz ist, geht auf den Erbfaktor
Spread zurück. Ein seit langem bekanntes Beispiel sind Kupfer- und
Goldschwarzflügel der Gimpeltauben (Abb. 1). Wie vielfach gezeigt
wurde, werden bei Kreuzungen von Schwarzflügeln mit Blaubindigen und
Blaugehämmerten auch keine schwarzen Tauben, sondern Blaugehämmerte
fallen. Nun sind Gimpeltauben durch das kupferne bzw. goldene
Körpergrundgefieder nicht einfarbig und könnten dadurch eine
Ausnahme darstellen. Eine solche Ausnahme sind sie aber nicht. Das
zeigen dunkelgehämmerte Tieren mit Erbfaktoren wie Dirty, Smoky
etc., die für eine starke Verdunkelung des Gefieders sorgen, die
auch bei einer näheren Betrachtung wie schwarz aussehen. Auch für
schwarze Starenhälse wurde gesagt, sie, oder einige von ihnen,
hätten den Farbausbreitungsfaktor gar nicht. Leider werden die
meisten Behauptungen nicht durch anschauliche authentische Fotos
unterlegt.
Abb. 1 Kupfergimpel Schwarzflügel und Abb. 2 Rafeno-Kröpfer schwarz
Bei den Schwarzen einiger iberischer Kropftaubenrassen wie dem
Rafeno-Kröpfer in Abb. 2 erkennt man von außen als Betrachter, dass
sie mit matter Farbe, aufgehelltem Rücken und gelegentlich
sichtbarer Schwanzbinde auf nicht tief schwarzem Grund genetisch
etwas anderes sind als etwa schwarze Deutsche Modeneser (Abb. 7),
Dänische Tümmler, Steigerkröpfer oder schwarze Pommersche
Schaukappen (Abb. 8). Ob Spread oder Nicht-Spread müßte man bei den
Kröpfern in Tests ergründen. Aber auch von außen tief und nicht matt
schwarz gefärbte Tiere besitzen nicht immer den
Farbausbreitungsfaktor, wie diese junge und noch nicht voll
ausgemauserte Täubin aus der eigenen Zucht zeigt (Abb. 3). Sie ist
deshalb interessant, weil man bei ihr aufgrund bekannter Abstammung
weiß, und nicht vermuten muss, dass sie den Ausbreitungsfaktor nicht
hat.
Abb. 3 Dunkelgehämmerte Kreuzungstäubin mit fast schwarzer Färbung
Es ist eine dunkelgehämmerte Täubin, was sich in einigen
Schildfedern mit aufgehellter Federspitze auch zeigt. Der Rest der
Feder ist durch die bei der dunklen Hämmerung fast die ganze Feder
umfassenden Hämmerungsflecken ausgefüllt. Die Eltern sind dunkel
gehämmerte dominant Rote, der Vater (Abb. 4) spalterbig für schwarze
Grundfarbe.
Abb. 4 Dunkelgehämmerter dominant roter Vater der Kreuzungstäubin in
Abb. 3
Fünf Generationen zurück steht eine Gimpeltäubin im Stammbaum, was
sich bei näherer Inspektion, deutlicher noch von unten betrachtet,
in bronze Schwingen- und Schwanzfedern (Abb. 3) zeigt.
Sind Tauben, die den Spread-Faktor besitzen, immer schwarz?
Einfarbig schwarz sind sie ohnehin nicht, denn die Farbfaktoren
wirken nur auf die farbigen Partien des Gefieders, und nicht auf das
Scheckweiß. Tief schwarz sind auch nicht alle. Insbesondere bei den
Brieftauben (Abb. 5) und Brieftaubenartigen wie der abgebildeten
Carriertäubin (Abb. 6) sind sie in der Regel matter gefärbt. In
vielen Fällen zeichnen sich bei genetisch bindigen Tieren die durch
den Farbausbreitungsfaktor nur teilweise verdeckten Binden noch
deutlich ab. Bei den in Abb. 5 gezeigten Brieftauben des Verfassers
ist die Abstammung bekannt. Sie besitzen den Farbausbreitungsfaktor
und die bindige Zeichnungsanlage.
Abb. 5 Brieftauben und Abb. 6 Carrier mit stumpf-schwarzer Färbung
Wäre die unter dem Ausbreitungsfaktor teilweise überdeckte
Zeichnungsanlage eine dunkle Hämmerung gewesen, dann wäre das
gesamte Gefieder der schwarzen Brieftauben dunkler, aber noch immer
nicht tief schwarz. Es sind einige Faktoren bekannt, die das
Gefieder tendenziell dunkler erscheinen lassen. Und das auch bei
Tauben, die den Farbausbreitungsfaktor nicht besitzen. Die
wichtigsten wurden mit Dirty und Smoky bereits genannt. Auch Sooty
kann man hinzuzählen, die Liste ist aber sicherlich bei weitem nicht
vollständig. Iridescence, verantwortlich für den starken Glanz, z.B.
bei Gimpeltauben (Abb. 1), kommt dazu.
Abb. 7 Deutscher Modeneser und Abb. 8 Pommersche Schaukappe mit
tiefschwarzer Färbung
Man denkt meist nur an zusätzliche Faktoren, die die Färbung
intensivieren können. Es können bei den schwächer gefärbten
Schwarzen aber auch Faktoren vorhanden sein, die eine intensive
Färbung nicht zulassen. So kann es Faktoren geben, die bei den
Lackfarben die Farbintensität herabsetzen oder andere lackbringende
Faktoren neutralisieren, sonst aber keine Auswirkungen haben.
Ähnliche, wenn auch nicht identische Wirkungszusammenhänge sind von
anderen Farbenschlägen bekannt. So zeigt sich die weiße Schwanzbinde
von Sternschwanztümmlern auch nur bei dominant roten Tauben, nicht
bei Blauen und Schwarzen.
Die Intensität der Färbung verhindernde Faktoren könnten bei dem
hier angesprochenen Problem der Farbintensität der Schwarzen bei den
Hauptfarbenschlägen einer Rasse vorhanden sein, ohne dass man es
sieht. Wenn das zutrifft, dann kann man auch erklären, warum es in
einigen Rassegruppen so schwer fällt, 'Tief-Schwarze' zu erhalten
und wenn man sie hat, die einmal erreichte Färbung zu bewahren. Wenn
Schwarze nicht auf einer größeren Zuchtbasis isoliert von den
anderen Farbenschlägen gezüchtet werden, dann wird man bei jeder
Verpaarung mit den Hauptfarbenschlägen zur Verbesserung der
Rassemerkmale aus den Tief-Schwarzen wieder Stumpf-Schwarze machen.
Interessant können Rückblicke auch auf die ältere Literatur sein, so
auch hier. Schon Sarah van
Hoosen Jones hatte 1922 über die unterschiedlich gefärbten
Schwarzen geschrieben und einen weiteren Faktor vermutet, der den
Unterschied zwischen 'Deep Black' und 'Dull Black' ausmachte. Über
die Benennung der Unterschiede hinaus findet man in dieser Quelle
allerdings keine züchterisch verwertbaren Hinweise.
Literatur:
Sell, Pigeon Genetics, Achim 2012
Van Hoosen Jones,
Sarah, Studies on inheritance in pigeons IV.
Checks and bars and other modifications of black, Genetics VII 1922,
S. 466-507.
Differences in the coloration of black domestic pigeons in different
breeds
Black domestic pigeons in different breeds show a great range
regarding the intensity of coloration. In genetics black usually is
considered Spread on a black color basis. However, it is well know
that other genetic traits in combination may also produce black
colorations even in the absence of Spread. The main identified
traits are dirty, smoky, and sooty, but most probably more traits
exist. Thus blackwing Archangels (Fig. 1) do not carry Spread.
Spread covers besides pattern also the copper body coloration and
thus is not present at all in the breed. For some breeds like the
Rafeno Pouters (Fig. 2) and other Iberian breeds with a weak black
colorations there is some dispute whether they carry Spread at all,
or an allele of it, whether they are lacking modifiers, or whether
they are somewhat else. The near to black cross-breed hen in Fig. 3
is interesting because we know her pedigree. Thus we have not to
guess. It can be taken for sure that she is not Spread. Genetically
she is a dark check from a couple of ash red dark checks, the father
(fig. 4) heterozygous black color basis. Five generations back she
has a Gimpel hen in her ancestry. As a remembrance some bronze in
tail and primaries. Thus from outside black phenotypes lacking S are
possible.
On the other hand not all Spread black show a distinct intense black
coloration as is known from racing homers (Fig. 5) and homer-related
fancy breeds (Fig. 6). The racing homers in Fig. 5 are from the
author's loft. From the ancestry and the inheritance in that family
of racers they are for sure Spread black. The cock in the front is
heterozygous Spread with the bar pattern not complete covered by
Spread. The difference of the intensity compared with other breeds
like German Modena (Fig. 7) or the author's black Pomeranian Eye
Crested Highflyers (Fig. 8) is striking and usually explained by
differences in the modifiers present in the gene pool of the
different breeds. However, we should not only consider a possible
lack of modifiers like dirty, smoky, iridescence etc. in poor
colored blacks but also the possible existence of traits in the
relevant breed that hinder an intense coloration. There might exist
modifiers that can only be identified at Spread black and do not
show at other colorations within a breed, analogous to white tail
bars that show only in combination with ash red and not in
blue-black pigeons. It is interesting to note that still
Sarah van Hoosen Jones
in 1922 described the difference between 'deep black' and 'dull
black' and postulated the existence of an additional gene that makes
the difference.
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