Home

Buch-Shop  

Ausstellungen

Genetik

Archiv

Literatur

 Links

Impressum

 

 

Book-Shop

Shows

Genetics

Archive

Literature

 

  Datenschutz

 

Ember ein Allel von Rezessiv Rot?

Die Bezeichnung „Ember“ geistert schon seit längerem durch die Diskussionen der Genetik-Freaks. Viele Erscheinungen in der Färbung wurden in der Vergangenheit unter diesen Begriff gepackt, die genetisch sicherlich nicht identisch waren. Das liegt zum einen daran, dass Tiere mit sehr ähnlichen Färbungen präsentiert werden, von denen weder die Abstammung und damit die Färbung der Eltern und Großeltern bekannt ist, noch das Erscheinungsbild im Jugendgefieder.  Auf dieser Basis sind nur mehr oder minder begründete Vermutungen möglich.

Aus Rezessiv Rot wird nach der Mauser „Ember“

Typisch für die Tauben, die jetzt von Larry Long und Ron Huntley  als „Ember“ bezeichnet und im Netz vorgestellt werden (www.angelfire.com/ga/huntleyloft),  ist die einheitlich rezessiv rote Färbung des Jugendgefieders. Es ist den Jungtieren äußerlich nicht anzusehen, dass sie sich nach der Mauser von normal rezessiv rot erscheinenden Tauben unterscheiden werden. Nach der Mauser unterscheiden sie sich von den bekannten rezessiv Roten aber erheblich. Das Rot geht zurück, es verbleibt eine hell- bis dunkelblaue Körpergrundfärbung mit bronze Binden bzw. bronze Hämmerungen. So wie mit zunehmender Dichte der Hämmerung bei normalen gehämmerten Tieren auch das Bauch- und Brustgefieder dunkler wird, werden auch diese Partien bei dunkler gehämmerten Ember dunkler. Bei diesen sind die Schwingen braunrot, was an die Glut von Kohle erinnert und Anlass für die Namensgebung war.

       

Ember in verschiedenen Stadien der Wandlung von rezessiv Rot in Blaugehämmert bzw. Blau mit Binden

 

       

Ember blau mit Binden (rechts) im Vergleich zum Wildtyp

(Fotos Ron Huntley)

Rezessiv Rot und Ember?

Lester Paul Gibson nahm an, dass Ember nach der Mauser das rezessive Rot verdeckt, in anderen Worten epistatisch ist. Epistatisch bedeutet, dass das rezessive Rot durch Ember teilweise verdeckt, ausgelöscht wird. Es handelt sich dann nicht um eine Alternative zum rezessiven Rot. Das rezessive Rot kann auch bei reinerbigen Ember vorhanden sein, ist wahrscheinlich sogar notwendig, um das typische Erscheinungsbild zu erlangen. Nach dieser Erklärung sind Tiere mit der Emberfärbung reinerbige rezessiv Rote „plus“ rein- oder spalterbig für Ember.

Rezessiv Rot oder Ember?

Eine andere Interpretation wird jetzt von Ron Huntley und Larry Long gegeben. Lary Long war derjenige, der eine gewöhnliche Feldtaube mit der Ember-Färbung gefangen, mit einer rezessiv roten Brieftaube gekreuzt und die Wandlung der anfangs rezessiv roten Jungtiere in die typische Emberfärbung beobachtet hatte. Er gab die Tauben an Dr. Hollander weiter, der das Projekt aber nicht mehr zu Ende führen oder zumindest nicht mehr darüber berichten konnte. Aus den vorliegenden Informationen über die erfolgten Paarungen wird der Schluss gezogen, Ember sei ein Allel von Rezessiv Rot und gegenüber dem rezessiven Faktor dominant (eEm).  Aus den bisher gegebenen Informationen geht noch nicht hervor, worauf sich diese Einschätzung und damit die Ablehnung der Hypothese von der modifizierenden Wirkung stützt.

Dass aus der Verpaarung von Rezessiv Rot mit Ember rote Jungtiere fallen, das ist mit beiden Hypothesen vereinbar. Auch eine Verpaarung der 1. Generation untereinander trägt zur Klärung nicht bei, denn in beiden Fällen sind neben normalen rezessiv roten Jungtieren bei der Dominanz des überdeckenden Faktors Ember (Erklärung 1) und auch bei der Dominanz des Allels Ember (Erklärung 2) in der Mehrzahl Ember-Jungtiere zu erwarten. Andere Färbungen dürfen nicht anfallen, wenn nicht zusätzlich weitere Faktoren, wie z.B. der Verdünnungsfaktor, ins Spiel kommen und für gelbe statt roter Jungtiere und andere Überraschungen sorgen.

Mögliche Hypothesentests

Wie kann man die Frage, ob es sich um Allele handelt, überhaupt entscheiden? Entscheiden kann man die Frage durch Verpaarungen mit Tauben, die weder Ember noch Rezessiv Rot besitzen. Die erste Generation wird in beiden Fällen weder Ember noch Rezessiv Rot sein. Wenn man die Jungtiere aus Ember X Wild-Typ (am besten Blau mit Binden aus einem Stamm oder einer Rasse, bei der es kein Rezessives Rot gibt)  miteinander verpaart, dann ergeben sich in der zweiten Generation Unterschiede. Ist Ember ein Allel von Rezessiv Rot, dann kann man  ein Viertel der Jungtiere in der Ember-Färbung erwarten. Der Rest ist schwarz, blau etc. Wenn Ember dagegen eine Modifikation von Rezessiv Rot ist, dann müssten bei einer sehr großen Zahl an Nachkommen neben drei Viertel schwarzer, blauer und ähnlicher Färbungen beim restlichen Viertel sowohl normal Rezessiv Rote als auch Ember fallen. Auch das beinhaltet noch Komplikationen, und es wurde bewusst von einer großen Anzahl von Nachkommen gesprochen. Wenn sich der modifizierende Erbfaktor auf demselben Chromosom wie das Rezessive Rot befindet, dann werden beide Faktoren gekoppelt vererbt. Das heißt, dass die Rezessiv Roten der zweiten Generation in überwiegender Zahl gleichzeitig das Ember-Gen besitzen. Es bedarf eines Koppelungsbruchs, um normal Rezessiv Rote Tiere zu erhalten und das Ember-Gen vom Gen „Rezessiv Rot“ zu trennen. Die Wahrscheinlichkeit für einen solchen Bruch wiederum ist davon abhängig, wie dicht die Faktoren auf dem Chromosom nebeneinander liegen.

Bei unabhängigen Faktoren kann man folgende Überschlagsrechnung aufmachen. Ein Viertel der Jungtiere wird Rezessiv Rot sein, ein Viertel wird reinerbig Ember sein, die Hälfte wird spalterbig Ember sein und nur ein Viertel wird den Ember-Faktor nicht besitzen. Damit sind nur ¼ von ¼ Rezessiv Rot ohne Ember, also im Durchschnitt 1 von 16 Jungtieren. Wenn wir ein oder mehrere Jungtiere erhalten, die sich nach der Mauser nicht in Ember verwandeln, dann handelt es sich bei einer Ember um einen modifizierenden Faktor, der das Rezessive Rot als Grundlage braucht, um sich auszuwirken. Wenn man aus 30 oder 40 Jungtieren kein solches Tier zieht, dann kann man aber auch noch nicht sicher sein, dass die Hypothese zutrifft, es handle sich um ein Allel von Rezessiv Rot. Zum einen kann die Zahl an Nachkommen zu gering gewesen sein, so dass noch kein Tier gefallen ist. Zum anderen können Rezessiv Rot und Ember genetisch, wie oben bereits ausgeführt, auch gekoppelt sein. Dann sinkt die Wahrscheinlichkeit für ein Rezessiv Rotes Tier noch einmal erheblich. Wenn man mehr als 100 Tiere zieht und kein rezessiv rotes Tier dabei ist, dann steigt die Wahrscheinlichkeit für eine allele Beziehung. Letzte Sicherheit gibt es uns aber auch nicht.

Durch Ember mögliche Farbenschläge

Aus der bisherigen Darstellung geht schon hervor, dass der Faktor „Ember“ nicht nur einen Farbenschlag, sondern mehrere hervorbringt. Bindige Ember sehen nach der Mauser anders aus als Gehämmerte und Dunkelgehämmerte. Die verdünntfarbenen Ember werden vermutlich eine ins Goldene gehende Färbung der Binden zeigen, bei brauner und brieftaubenroter Grundlage sind noch ganze andere Effekte möglich, aber noch nicht untersucht. Dem Bundeszuchtausschuß wird angesichts dieser Kombinationsmöglichkeiten die Arbeit nicht ausgehen! Vielleicht entdeckt man aber auch bei uns einmal den Wert einer offenen AOC-Klasse.

Weitere Allele von Rezessiv Rot?

Mit der gleichen Begründung, mit der Ember als Allel von Rezessiv Rot deklariert wird, könnte man auch das Tschinny-Rot der Usbekischen Tümmler als Allel einordnen. Tschinnies sind im Jugendgefieder rot bzw. in der verdünntfarbenen Form gelb. Schwingen und Schwanzfedern sind ähnlich wie bei einigen Schimmelfaktoren, z.B. Undergrizzle, weiß ausgebleicht. Bei geöffnetem Schwanz erscheinen die Federn oft nur im Abschluß rot- oder gelbgerandet. Je heller die Tiere sind, um so schneller setzt sich mit der Mauser das Weiß durch, wobei die Federn überwiegend völlig weiß ausgemausert werden. Der Anteil der weißen Farbflächen variiert und nimmt mit jeder Mauser zu. Einige Tiere werden völlig weiß. Diese besitzen oft dunkle Augen und können als rezessiv Weiße angesprochen werden, wobei sich das Weiß gegenüber dem rezessiven Rot erst nach der Mauser durchsetzt. In den meisten Fällen sind nach einigen Jahren nur Brust und Hals sowie einige Federn im Unterschwanzgefieder rot oder mit rot durchsetzt. Im Buch „Taubenfärbungen – Colourations in the Domestic Pigeon – Les couleurs des Pigeons“, Verlag Oertel + Spoerer 2005, sind sieben Varianten abgebildet, die innerhalb eines eng verwandten Stammes anfallen. Die Unterschiede sind genetisch bedingt. Durch Zuchtauswahl werden auf die Färbung wirkende Faktoren angehäuft oder andere  ausgegrenzt. Die Weißfärbung mag im wesentlichen durch einen oder wenige Faktoren bestimmt sein, die genaue Ausprägung dürfte durch weitere bisher nicht identifizierte modifizierende Faktoren bestimmt sein. Die meisten Tschinnies haben eine schwarze Grundfarbe, einige auch eine Braune, die darunter liegende Zeichnung ist in einigen Fällen die Bindige, in einigen Fällen die Hämmerung. Der Ausbreitungsfaktor fehlt und behindert möglicherweise die weiße Ausfärbung. Der „Weißfaktor“, der schon im Jugendgefieder für die Aufhellungen in Schwingen und Schwanz sorgt, zeigt sich bei Kreuzungen nicht bei den schwarzen und braunen Tieren der ersten und zweiten Generation. Die Tiere müssen das rezessive Rot in Reinerbigkeit besitzen, damit das Weiß sich entfalten kann.

        

Tschinny im Jugendgefieder                 Tschinny im Altgefieder            Kreuzung Rezessiv Rot X Tschinny

               (Tschinny in juvenile plumage)                  (Adult Tschinny)                  (Hybrid recessive red magpy tumbler X Tschinny)

Wie bei Ember ist die erste Generation bei Paarungen mit normalen Rezessiv Roten einfarbig Rezessiv Rot. Die Jungtiere der ersten Generation behalten, anders als die Tschinny, auch nach der ersten Mauser die rote Färbung. Das Tschinny-Rot wäre dann in der üblichen Terminologie rezessiv gegenüber dem normalen Rezessiv Rot. Die fehlende Weißfärbung während der Mauser könnte aber auch daran liegen, dass die verwendeten rezessiv Roten (in diesem Fall ein roter Elsterpurzler) zusätzlich zum rezessiven Rot weitere Faktoren besitzen, die das Weißwerden unterbinden. Dabei könnte es sich um den Ausbreitungsfaktor handeln. Wie sieht es mit dem Test eines allelen Zusammenhanges mit rezessiv Rot aus? Schlecht, denn auch hier müssen die Tschinnies mit Blauen gepaart werden um zu entscheiden, ob die Weißfärbung auf zusätzliche modifizierende Faktoren zurückzuführen ist, und auch hier können uns enge Koppelungen auf eine harte Geduldprobe stellen. Es müssen sehr viele Tiere gezogen werden, um zu einem überzeugenden Ergebnis zu kommen. Und die roten Jungtiere müssen auch zumindest bis zur ersten Mauser behalten werden, denn erst dann kann man sehen, ob sie sich weiß durchfärben. Immerhin, die bisher gezogenen roten und gelben Jungtiere waren nach der Mauser allesamt mehr oder minder weiß durchsetzt. Das deutet nach der obigen Interpretation auf ein rezessives Allel et hin, mit dem hochgestellten t als Zeichen für Tschinny. Weitere Tests sind erforderlich.

Es schließt sich die Frage an, was mit den roten und gelben Weißschildern, den Rosettentigern etc. bei anderen Rassen ist. Wahrscheinlich gehören sie genetisch zur Gruppe der rezessiv Roten, sei es als Allel oder durch modifizierende Faktoren geprägt. Darauf deuten zumindest die gelegentlichen Berichte von Andreas Leiss über Kreuzungen hin. Für die roten Krasnadorer Weißbäuche hat er dagegen schon gezeigt, dass diese nicht dazugehören, sondern ihre rote Färbung dem Dominanten Rot und weiteren die Färbung intensivierenden Faktoren verdanken.

Ember: Allelic or a Modifier of Recessive Red?  

Ember pigeons are characterized by moulting out from a recessive juvenile plumage to blue or blue checks with a more or less bronze tint. Now Ron Huntley presented some of the results from Larry Long, who first trapped an Ember barn pigeon, Doc Hollander and his own findings. The report is complemented by a series of informative photos (www.angelfire.com/ga/huntleyloft). In summary he gets the conclusion that ember is not a poor example nor a weak expression of recessive red but allelic. The main argument is the fact that Ember and typical recessive red produced Ember. Paul Gibson several years ago suspected that Ember might be a modifier that only acts on the basis of recessive red. Therefore, it is interesting to learn on how the question was decided whether Ember is recessive red plus a modifier or indeed an allele of recessive red. In both cases the first generation of a cross with the typical recessive red should result in recessive red youngsters. Thus there must be some additional evidence for the hypothesis of allelic genes. A test could be to find out by a cross of Ember with non related blue bars whether in the F2, the grandchild generation, a) recessive red and ember or b) only ember occur. If we get recessive red and ember both, this could support the thesis of Ember as a modifier. Since recessive red and the possible modifier Ember might be linked, a cross-over might be required, and thus we will have to raise a greater number to get a significant result.

Other Alleles of Recessive Red?

If we mate red Tschinnies with typical recessive red we also get recessive red in the progeny. Tschinnies are a typical coloration of Usbek Tumblers. In the juvenile plumage they are red (or yellow) with bleached primaries and tail feathers similar to Undergrizzle. In the adult plumage they become red and white in different degree. In the book “Taubenfärbungen – Colourations in the Domestic Pigeons – Les Couleurs des pigeons” published by Oertel + Spoerer (main parts in German, English and French) seven different types are pictured. The whitening factor cannot be transferred to brown, black and blue pigeons. That means it does not show in the absence of pure recessive red. Like in the discussion of Ember the question, allelic or a modifier (the latter the common interpretation), arises? The test is as complicated as the suggested Ember-test since a linkage between recessive red and the whitening factor is likely. From the feeling I suppose modifying factors. However, all recessive red F2  in my loft up to now after the moult got some white and thus did not contradict the assumption of allelic genes. Since linkages may exist this is not a proof. Additional tests are needed.