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Die AOC-Klasse auf der Hauptsonderschau des SV der Züchter der Show Racer Oyten 2003

In der AOC-Klasse standen insgesamt 32 Tiere in einer sehr guten Qualität. Die größte Gruppe bildeten die Schecken, bei denen es sich überwiegend um korrekte Fleckenschecken handelte. Angestrebt und bei den meisten erreicht wird ein Verhältnis von etwa 1:1 zwischen farbigen und weißen Flecken .

 

Gescheckt (Fleckenschecken) in schwarz und dunkelgehämmert

 Gezeigt wurden 5 schwarze Fleckenschecken, darunter mit hv 96 der beste gescheckte Täuber in Käfig 675, Blaue und Blaugehämmerte waren je zweimal vertreten. Dazu kamen jeweils ein Dunkelgehämmerter, ein Rotfahler und ein Rotfahlgehämmerter. Eine blaue 0,1 machte bei den Täubinnen das Rennen mit V 97, kurz danach eine kaum nachstehende schwarze 0,1 mit hv 96. In der Gruppe der zum Tausch oder Verkauf angebotenen Tiere fanden sich auch noch zwei rassisch durchaus zusagende Indigogehämmerte. Der Scheckfaktor ist also in fast allen Farbenschlägen vertreten und lässt sich auch gut auf andere Färbungen übertragen. Unter den als Schecken gemeldeten Tieren standen allerdings auch andere Färbungen. In 679 ein schwarzer Muselkopf, davor ein Schwarzer mit einigen wenigen weißen Einlagerungen, also kein Fleckenscheck. Er zeigt auch auch für einen Scheck oder Tiger im traditionellen Outfit, wie man sie z.B. bei den Hessischen Kröpfern sieht, zu wenig Weiß. In 682 ein Schwarztiger, ebenfalls mit etwas wenig Weiß im Körpergefieder, schließlich noch zwei attraktive Gestorchte mit dunkel melierten Schwingen und Schwanz (684 und 685), wie man sie bei vielen Tümmlerrassen sieht. Genetisch dürfte es sich um reinerbige Schimmel oder Tiger handeln.

 

Gestorcht und Andalusiertiger

 In 688 noch eine Gestorchte, die allerdings viel Scheckung in den Schwingen zeigte. Schön anzuschauen eine weitere Rarität, ein Andalusiergetigerter mit korrekt vollfarbigen (nicht weißen) Schwingen und Schwanz. Die sonst dunkle Andalusierfarbe wird durch den Schimmel- und Tigerfaktor aber offenkundig stark ausgebleicht, so dass keine starken Farbkontraste entstehen und auch die Unterscheidung zwischen Tigern und Schimmeln schwerer als bei normal gefärbten Blauen fällt.

 Eine Sensation für an Taubengenetik Interessierte verbarg sich hinter den beiden von Marco Teuchert als Schwarzsprenkel gemeldeten Täubern, die man besser als Gestrichelt bezeichnen könnte.

 

Aschfahl mit extremen Tintenflecken (Gestrichelt)

 Einer davon war mit vorzüglich 97 Punkten auch an Rassigkeit ein Ereignis, der Bruder stand ihm mit 95 Punkten aber kaum nach und zeigte die Strichelung noch ausgeprägter. Es handelt sich um ganz helle Aschfahle mit einer extremen Form der Tintenfleckung, die über den ganzen Körper geht. Die Spritzer sind feiner und dichter als bei Schwarzsprenkeln. Tintenflecken treten bekanntlich bei spalterbigen rotfahlen und anderen Täubern des Brieftaubenrots auf und damit auch bei den spalterbigen Aschfahlen. Fillmore nannte die vermutlich gleiche Erbanlage vor etwa einem Jahrzehnt „Speckled“, was mit gesprenkelt, getüpfelt oder gefleckt übersetzt wird. Gestrichelt ist vielleicht eine noch bessere Bezeichung. Bei Täubinnen kann diese Erscheinung nicht auftreten, weil Täubinnen bei den Grundfarben geschlechtsgebunden nicht spalterbig sein können. Die Färbung ist im Buch „Züchten mit System“ auf S. 235 kurz beschrieben, mangels eigener Vorlage dort aber ohne Foto.

 Entdeckt und erstmals beschrieben wurde diese Färbung durch den Amerikaner Gary Fillmore. Bei den Rotfahlen und Rotfahlgehämmerten sind die Schwungfedern und die Schanzfedern mit dicht beieinander liegenden kleinen schwarzen Spritzern oder Stricheln durchsetzt, bei den mir vorliegenden Fotos rotfahlgehämmerter „Speckled“ aus den USA noch etwas dichter als bei den hier gezeigten. Ähnliche schwarze "Strichel" sah man übrigens auch bei einem Rotfahlschimmel und auch bei einem Gelbfahlschimmel in der allgemeinen Klasse, vermutlich genetisch die gleiche Grundlage. Richtig spektakulär wird das Aussehen aber offenkundig erst bei sehr hellen Aschfahlen wie bei den beiden vorgestellten Täubern, die aus einiger Entfernung betrachtet weiß mit über den ganzen Körper verteilten Spritzern erschienen. Den Faktor kann man züchterisch im Stamm verankern, die Erscheinung tritt aber nur bei den spalterbigen Täubern auf. Man kann daher zum einen keinen reinerbigen Stamm für „Gestrichelt“ entwickeln, und man wird zum anderen auch keine Weibchen mit dieser Erscheinung züchten können. Nach den Berichten von Fillmore ist es aber möglich, auch aus Weibchen aus einer Linie von „Gestrichelten“ mit normal gefärbten Täubern Jungtäuber zu ziehen, die diese Erscheinung zeigen. Also eine ausgesprochen interessante Entdeckung, bei der kaum zu klären sein wird, ob es sich bei den deutschen Tauben um eine identische oder sehr ähnliche Erscheinung wie in den USA handelt.

 Der Faktor Indigo war nicht nur bei den Tigern und Schecken vertreten, sondern auch bei reinerbigen Andalusierblauen (694, 696), reinerbigen Indigo mit Binden (695), Blaufahlen Indigo m.B. (704) und dann als weitere Rarität in Verbindung mit den wohl auch erstmals gezeigten Kennfarbigen. Die reinen Andalusier ähneln mit ihrer hellsilbergrauen Färbung einigen als silber bezeichneten Farbenschlägen bei anderen Rassen, so dass man zumindest nicht ausschließen kann, dass es sich um einen bei anderen Rassen anerkannten Farbenschlag handelt, nach den Beschlüssen der Bundesversammlung von Rügen eines der neuen Kriterien für die AOC-Klasse.

 

 Reinerbig Andalusier und reinerbig Indigo mit Binden

Den Indigofaktor besaßen auch zwei kennfarbige Weibchen (oder möglicherweise waren es auch noch sich entwickelnde spalterbige kennfarbige junge Täuber), auf die noch einzugehen sein wird. Ein Aschfahler mit durchgehend sauberer Färbung war erschienen, ein anderer als Aschfahl gemeldeter hatte sich durch eine Braunfahlgehämmerte vertreten lassen (698). Der darauf folgenden Braunfahlen mit Binden mangelte es an intensiver Bindenfärbung.

 Sensationell auch das Erscheinen der kennfarbigen Show Racer. Bis zur Entdeckung durch Herbert Friese wusste keiner, dass es den Faktor bei den Show Racern überhaupt gibt. Auch nicht in den USA. Gezeigt wurden hier leider nur zwei weiße Täuber. Sie zeigten ein Outfit wie die Texanern, wenn sie auf der Grundlage blauer und gehämmerter Tauben gezüchtet werden: auf weißem Grund einige wenige bläuliche Federn im Halsbereich und einen etwas dunkel angelaufenen Schnabel. Die eigentlich dazu gehörenden Weibchen, die eine leichte Ausbleichung der blauen oder gehämmerten Färbung zeigen und damit gelegentlich etwas in Richtung einer Schimmelfärbung tendieren, waren mit der Mauser nicht fertig geworden. Sie mussten sich in Oyten durch die beiden bereits angesprochenen Indigo mit Faded-Faktor vertreten lassen. Hier war die gehämmerter Indigozeichnung durch den Faded-Faktor ausgebleicht.

 Bei den kennfarbigen Show Racern hat man genau wie bei den Texanern die Möglichkeit, einen reinerbigen Stamm kennfarbiger Tauben zu züchten. Die weißen Täuber werden an leicht ausgebleichte kennfarbige Täubinnen gepaart. Die Weißen aus diesem Paar werden Täuber sein und die anderen sind die Weibchen. Und das gilt so zu 100%. Das funktioniert auch mit den indigogehämmerten kennfarbigen Weibchen. Diese sehen mit ihrer rötlichen Hämmerung nur etwas anders aus als blaue und blaugehämmerte Kennfarbige, unterscheiden sich aber ganz deutlich von den weißen Täubern. Wer Kennfarbige in Natura gesehen hat, der wird allerdings auch bestätigen, dass spalterbige kennfarbigen Täuber nicht minder attraktiv erscheinen und es ein Jammer ist, dass diese nicht auf den Schauen gezeigt werden sollen.

 

 1,0 Kennfarbig und 0,1 kennfarbig Indigogehämmert

Insgesamt eine hervorragende Sammlung mit einigen Highlights, die man in dieser Form nicht erwarten konnte.